Heute bekamen wir eine sehr schöne e-Mail von Robert. Er hatte einen Kommentar, eigentlich mehr einen Erlebnisbericht geschrieben, aber wußte nicht so recht, wo er den hinposten sollte. Deswegen hat er ihn erstmal in eine e-Mail gepackt. Die Entscheidung war schnell klar: das wird ein eigener Beitrag (natürlich mit seinem Einverständnis!) In diesem Sinne, wer selbst einen Beitrag über die CM in diesem Blog schreiben möchte, der melde sich bitte per e-Mail.
Das erste Mal von der Critical Mass gehört habe ich von einem (leicht) behinderten Beschäftigten in der Werkstatt für behinderte Menschen, wo ich arbeite. Das ist ca 2 Jahre her. Hatte es zwischenzeitlich vergessen.
Vor einem Monat saß ich mit meiner Freundin Margarethe vor einer Eßkneipe im Agnesviertel. Plötzlich kam ein Pulk Radfahrer vorbei, Richtung Nippes. Ein Betriebsausflug? Es wurden immer mehr. Das kann doch nicht sein! Noch mehr. Es hörte gar nicht mehr auf. Wir waren begeistert. Dann fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Letzter Freitag im Monat. Critical Mass. Wir beschlossen, Ende Juli mitzumachen.
Gestern waren wir brav um 17:30 am Rudolfplatz. Da waren ein paar dutzend Radler versammelt, und wir haben überlegt, ob das an der Urlaubszeit liegt. Margarethe hatte gelesen, daß es letztes Mal über 1000 waren. Egal, einfach mitmachen. Ein Polizeiwagen stand hinter dem Hahnentor, er war gleichzeitig mit uns angekommen. Ich fragte mich, ob jetzt alle Radler heimlich von der Polizei gefilmt werden. Dann sahen wir ein paar Polizisten mit Fahrrad- sympathisch. Kurz vor 18 Uhr waren es schon mehr Leute, und als wir leicht aufgeregt losfuhren, gefühlt richtig Viele.
Ganz ungewohnt, auf dem Ring, dann auf der Magnusstr, gemütlich auf der Strasse zu fahren. Ohne Angst. Dann Nord-Süd-Fahrt: 3 Spuren zum Radeln!!! Ein Glücksgefühl stellte sich ein. Da ich mir gerne t-Shirt-Sprüche ausdenke, fiel mir ein: „Angstfrei auf der Nord-Süd-Fahrt radeln? Critical Mass!“ Ein alter Bekannter von Margarethe erzählte uns ein bißchen über CM (der Abkürzungsfimmel ist doch manchmal ok). Wer den Weg freihält, nämlich die Teilnehmer selber, bzw die Profis unter ihnen, wie lange es CM in Köln schon gibt (7 Jahre) usw. Das Gefühl, etwas Besonderes zu machen, ging nicht weg. Auch nicht ein Gefühl, wie schön das ist.
Mir fiel die freundliche, tolerante Athmosphäre auf: Überholer unter den Teilnehmern haben meist zurückhaltend überholt, ihnen wurde oft und ohne Sprüche Platz gemacht. Winken, seitens der Radler und, da staunte ich nicht schlecht, auch seitens der Autofahrer und vieler Fußgänger. Ich dachte, ich wär im falschen Film. Verflucht, wo ist denn die gewohnte Aggressivität? Weg! Futschikato. Dann: Freundliche, lachende Polizisten, die sich mit anderen Radlern unterhielten. Viele derer, die ihr Rad vor Autos gestellt hatten, sprachen -anscheinend freundlich- mit deren Insassen. Immer wieder winkende Autofahrer. Ja wie jetzt? Na gut, ich weiß nicht, wie viele hinter verschlossenen Scheiben, oder außerhalb meiner Hörweite, geflucht und geschäumt haben. Aber wir sind ja auch noch nicht im Himmel (ich will da auch gar nicht hin- andere Baustelle). Dann ein aggressiver Fußgänger zwischen den Radlern, der von Polizisten sehr schnell an die Seite „begleitet“ wurde. Wollte der mit Gewalt über die Strasse? Keine Ahnung.
Margarethe mußte mal, schon eine Weile. Wir kriegten Hunger. Wir hatten gedacht, spätestens nach einer Stunde ist alles durch und wir essen gemütlich was. Ab ca 1 1/2 Stunden erwartete ich eigentlich bei jedem Abbiegen, daß es langsam wieder zurück geht. Aber der Spaß blieb, dazu fahren wir zu gerne Fahrrad, und dann SO! Dann waren es 2 Stunden, dann 2 1/2. Margarethe MUSSTE! Wir hatten HUNGER! Nach knapp 3 sehr intensiven Stunden haben wir uns dann am Friesenplatz ausgeklinkt. Nächstes Mal sind wir wieder dabei und wollen auch unsere Fahrräder hochheben, am Schluss. Übernächstes Mal bringen wir Nachbarn mit.
War mir ein Bedürfnis.
Gruß Robert Schiefbahn