Corona ist ein leidiges Thema und obwohl dies hier sicher der falsche Ort ist, um es zu diskutieren, sollten grundsätzlich ein paar Worte darüber und über den Zustand der Critical Mass generell verloren werden.
In den letzten 2,5 Jahren sind wir oft nicht gefahren, entweder weil wir gar nicht durften oder nicht wollten. Oder wir sind gefahren, ohne es anzukündigen und mit nur wenigen Leuten, dann auch wieder mit mehreren. Manche fühlten sich gut, manche weniger. Oder ein Mix aus allem. Es gab Streit, Angst, Weitsicht, Ignoranz, Verständnis und teils ausufernde Diskussionen darüber, was richtig ist und was nicht.
Während der Autor dieser Zeilen immer noch der festen Überzeugung ist, dass das ruhenlassen der Critical Mass während der Pandemie die richtige Entscheidung war (und auch: dass die Pandemie eben noch nicht vorbei ist), kann ich diejenigen verstehen, die unbedingt fahren wollten (und dies auch taten), obwohl ich keinerlei Verständnis für die habe, die das taten, als es definitiv verboten war (während der Lockdowns). Wer Rechte (wie den §27 StVO) in Anspruch nimmt, der sollte sich auch strikt an Regeln halten.
Fakt ist: die Critical Mass ist das, was ihr daraus macht! Und somit entscheidet nicht einer (und schon gar nicht ich!), was passiert und was nicht. Und in diesem Sinne akzeptiere ich auch Dinge, die mir persönlich nicht so gefallen – ich meide immer noch große Menschenmengen und ich musste z.B. auch mit Erschrecken feststellen, dass es auch in „unserer“ Mitte eine Anzahl von Schwurblern, Idioten und Querdenkern gibt. Da muss man durch! Die Welt ist nicht schwarz/weiß und nicht jeder mit einem Fahrrad unterm Hintern ist ein guter Mensch.
Seit einiger Zeit mausert sich die Kölner Critical Mass zur rollenden Party. Waren früher vereinzelt Räder mit kleineren Beschallungsanlagen in adäquater Lautstärke dabei, so rollen jetzt schon mal DJs mit, denen sehr deutlich eigentlich völlig egal ist, was wir zum Ausdruck bringen: die Hauptsache, es ist laut und es macht (ihnen) Spaß! Ehrlich gesagt, war das (wie schon in anderen Städten passiert) zu erwarten und ich habe da schon viel früher mit gerechnet. Keine Frage, mir persönlich passt das überhaupt nicht, denn ich habe die CM immer als Gemeinschaftserlebnis gesehen, indem eine Gruppe von Radfahrern freundlich und mit positiver Außenwirkung auf sich aufmerksam macht. Die Stille in vielen Straßen, die wir für ein paar Minuten autofrei machen, gefiel auch immer den Passanten und Anwohnern richtig gut – und manch einer hat dann sein Rad entstaubt und ist mal mitgefahren. Laute Musik (die eben auch nicht jedermanns Geschmack ist) kann da sehr leicht einen negativen Eindruck hinterlassen (und tut es auch schon): Ballermann, Karnevalstouris, Critical Mass – das kann man dann fast schon in einem Atemzug nennen.
Mir fehlen also diese Momente in denen ich durch die Stadt rolle, gleichgesinnte treffe und mich mit ihnen unterhalten kann. Andere gehen da weiter und fahren einfach nicht mehr mit! Das ist schade, denn: Critical Mass ist, was ihr daraus macht! Das Partyvolk bekommt man durch eine freundliche und direkte Ansprache ruhig und nicht, indem man sich davon macht! Redet mit den Leuten, zeigt Verständnis und fragt nach Kompromissen.
Das gilt auch für die Polizei! Viele „Neulinge“ wissen gar nicht, warum die da sind und denken, das wäre normal oder gar notwendig, dass die uns begleiten. Die Polizei fährt nur vorgegeben zu unserem „Schutz“ mit, in Wirklichkeit will sie uns kontrollieren. Und sie schreibt jedes mal eine Anzeige gegen Unbekannt, weil sie meint, wir würden etwas verbotenes tun. Auch hier: wir brauchen die nicht! Wir müssen nicht auf sie hören, nicht mit ihnen reden, wir können abbiegen wann und wo wir das wollen. Critical Mass ist, was ihr daraus macht! Das entscheidet nicht ein einzelner für alle, sondern jeder einzelne für sich!
In diesem Sinne: Gute Fahrt!